TKOM_Produktionsvorlage_06_2018_web - page 30

DAS GLEICHSTELLUNGSGESETZ SCHREIBT DEN TIROLER GEMEINDEN BARRIEREFREIHEIT VOR
WARUM KOMPLIZIERT, WENN
ES EINFACH GEHT?
B
eginnen wir mit einem konkre­
ten Beispiel aus der Praxis:
„Personen, die über kein oder
ein zu geringes Einkommen ver-
fügen, können Mindestsicherung
beantragen.“ So lautet im korrekten
Amtsdeutsch die Möglichkeit, eine
regelmäßige finanzielle Unterstützung
zu erhalten. Wer diesen Satz freilich
nicht versteht, wird weiterhin an der
Armutsgrenze leben.
Um die Gleichstellung von Men-
schen mit Behinderungen in die Rea-
lität umzusetzen, hat der Gesetzgeber
die Gemeinden nun aufgefordert, ihre
Sprache verständlicher, einfacher,
lesbarer zu machen. Somit könnte ein-
gangs zitierter Satz künftig in etwa so
lauten: „Sie haben kein Einkommen?
Sie verdienen weniger als … €? Dann
können Sie zusätzliches Geld bean-
tragen. Dazu müssen Sie nur einen
Antrag auf Mindestsicherung ausfül-
len. Den Antrag finden Sie hier.“
Konkrete Unterstützung
für Gemeinden
Doch wie schaffen es die Gemeinden
nun, aus einem komplizierten Beam-
tendeutsch eine leicht verständliche
Sprache zu machen? „Wir haben
speziell für unsere Tiroler Gemeinden
ein dreistufiges Paket entwickelt, um
das Gleichstellungsgesetz schrittweise
umzusetzen“, erklärt die GemNova-Bereichsverantwortliche Sandra
Wimmer. „Denn viele Gemeinden sind
natürlich überfordert, wenn sie ihren
gesamten Schriftverkehr plötzlich
umstellen müssen.“
Maßnahme Nummer eins besteht
aus einem intensiven Workshop für
Gemeindebedienstete. Darin wird
ihnen anhand konkreter Beispiele
vermittelt, wie eine barrierefreie, eine
verständliche Kommunikation funk-
tioniert, worauf Bedacht zu nehmen
ist. Das zweite Paket enthält eine
große Anzahl von Musterschriftsät-
zen, Briefen, Vorlagen für Bescheide,
Verordnungen und Kundmachungen,
die in den Gemeinden immer wieder
zur Anwendung kommen. Bestehen-
de Dokumente werden überarbeitet
und in ein einfaches, klares Deutsch
Seit 1. Jänner 2016 gilt in Österreich die Gleichstellung von Menschen mit Behinderung.
Das beinhaltet auch einen barrierefreien, einen sprachlich verständlichen Zugang zu
Informationen. Dennoch gibt es noch viele Gemeinden, in denen Bescheide, Vorschriften,
Verordnungen nach wie vor in kompliziertem Beamtendeutsch abgefasst sind.
Die Spezialisten von GemNova bieten den Gemeinden nun rasche Hilfe.
VON MANFRED SCHIECHTL
Viele Gemeinden
sind natürlich damit
überfordert, wenn sie ihren
gesamten Schriftverkehr
plötzlich umstellen
müssen.
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TIROL.KOMMUNAL DEZ 2018
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