Page 45 - Tirol Kommunal
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DIE FINANZIELLEN HERAUSFORDERUNGEN FÜR DIE KOMMUNEN WERDEN IMMER GRÖSSER
TROTZ STEIGENDER AUSGABEN NEUER REKORD BEI INVESTITIONEN IN GEMEINDEN
Ausgaben für Kinderbetreuung, Bildung, Gesundheit und Soziales steigen, aber
 Ertragsanteile stagnieren – Gemeinden liefern dennoch gutes Ergebnis im Jahr 2017.
  BERICHT DES ÖSTERREICHISCHEN GEMEINDEBUNDES
Die österreichischen Gemeinden stehen seit Jahren vor großen finanziellen Herausforderun-
gen. Die Ausgaben bei Kinderbetreu- ung, für die Pflichtschulen sowie Gesundheit und Soziales steigen von Jahr zu Jahr. Die Ertragsanteile sta- gnierten im Jahr 2017 hingegen. Den- noch konnten wir mehr als 2,5 Milli- arden Euro investieren. Kurzum: Trotz schwieriger Rahmenbedingungen leisten die Gemeinden ihren Beitrag zum österreichischen Stabilitätspakt“, erläuterte Gemeindebund-Präsident Bürgermeister Alfred Riedl kürzlich die finanzielle Situation der österrei- chischen Gemeinden gemeinsam mit Fiskalratspräsident Gottfried Haber.
Die österreichischen Gemeinden ohne Wien verantworteten im Jahr 2017 ein Budgetvolumen von rund 20,7 Milliarden Euro. Die größten Ein- nahmequellen: 7,2 Milliarden Euro an Ertragsanteilen (stagnierten aufgrund der Steuerreform 2015), 2,3 Milliarden Euro an Kommunalsteuer (+3,9 Pro- zent), zwei Milliarden Euro Gebühren- einnahmen (+2,7 Prozent) und 580 Millionen Euro aus der Grundsteuer (+2,6 Prozent). Im Jahr 2017 konn- ten die Gemeinden ohne Wien um 13 Prozent mehr investieren – insgesamt stiegen die Investitionen auf 2,5 Milli- arden Euro an. Der größte Brocken an Investitionen – insgesamt 568 Millio-
Gemeindebundpräsident Alfred Riedl zog eine erfreuliche Bilanz über die Wirtschaftlichkeit der österreichischen Gemeinden.
nen Euro – war dabei der Ausbau
der Kinderbetreuung (Kindergärten, Kinderkrippen, Nachmittagsbetreuung etc.). „Die österreichischen Gemein- den betreiben rund 4.100 Kindergär- ten sowie Kinderkrippen und erhalten rund 4.300 Pflichtschulen. Allein für diese Aufgaben nehmen wir 3,4 Milli- arden Euro pro Jahr in die Hand. Seit dem Jahr 2007 stiegen die Nettoausga- ben der Gemeinden für Kinderbetreu- ung um 88 Prozent“, betonte Riedl.
Steigende Ausgaben
belasten die Budgets
Bei anderen Aufgabenfeldern wie Gesundheitsausgaben (+ 56 Prozent seit 2007) oder Soziales und Pflege
(+ 65 Prozent seit 2007) verhält es sich ähnlich. Die Steigerung bei den Nettoausgaben für die Pflichtaufga- ben macht die Haushaltsführung für Gemeinden immer schwieriger.
„Rund drei Viertel des Budgets der Gemeinde sind heute schon verplant, bevor ich überhaupt an die Voran- schlagserstellung denken kann. Von den Abzügen der Gemeinde-Ertrags- anteile durch die Länder, über Umla- gen für Krankenanstalten, Sozialhilfe und Pflegeheime sowie Fixkosten für Personal und Investitionen in Infra- struktur und Kinderbetreuung – der Spielraum der Gemeinden wird immer geringer, aber die Anforderungen werden mehr“, so Bürgermeister Riedl, der auch die 15a-Vertragsfähig- keit für die Gemeindeebene forderte, damit die Kommunen bei den finan- ziellen Angelegenheiten, die sie auch betreffen, mitreden und mitentschei- den können.
Fiskalratspräsident Univ.-Prof. MMag. Dr. Gottfried Haber betonte die Bedeutung der Gemeinden als regio- nale Wirtschaftsmotoren und lobte
die Anstrengungen zur Einhaltung des Stabilitätspakts: „Gerade wenn es um Investitionen in den ländlichen Regio- nen geht, sind die Gemeinden wichti- ge Innovationsmotoren. Sie bauen die erforderliche Infrastruktur aus, um die Standorte attraktiv zu halten.”
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