Page 9 - Tirol Kommunal
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                VERGABEVERFAHREN MÜSSEN FÜR KMUS ZUGÄNGLICH SEIN
VERGABE AUF GLEICHER AUGENHÖHE Regionale Stärken von Klein- und Mittelunternehmen werden in Vergabeverfahren oft nicht berücksichtigt.
 Öffentliche Aufträge sind für die heimische Wirtschaft ein wesentlicher Faktor. Trotz der
Erzeugung von hervorragenden Pro- dukten und Dienstleistungen kommen kleine und mittlere Bauunternehmen (KMUs) sowie Unternehmen im Bau- nebengewerbe bei den immer kom- plexer werdenden Vergabeverfahren häufig nicht zum Zug. Obwohl sowohl auf EU- als auch auf Bundes- und Lan- desebene die Berücksichtigung dieser Unternehmen gewünscht und auch gesetzlich festgelegt ist, stehen die Auftragswerber vor zahlreichen Hür- den. Unausgewogene Vertragsbedin- gungen und unverhältnismäßige Eig- nungskriterien verhindern den Zugang für viele Unternehmen. Die Gemeinde trägt als Bauherr die Verantwortung für die Gestaltung ihrer Projekte und kann die jeweilige Vergabemethode – auch zugunsten von KMUs – bestim- men. Selbst wenn man Berater mit der Abwicklung der formalen Vorschriften betraut, kann man Vorgaben wie etwa eine besondere Berücksichtigung der regionalen Betriebe bei öffentlichen Ausschreibungen im Rahmen der gesetzlichen Möglichkeiten vorgeben.
Faire Eignungskriterien
Die Eignungskriterien stellen die „Eintrittsschwelle“ für einen Bieter dar – werden sie nicht erfüllt, ist man automatisch aus dem Rennen. „Im Sinne eines fairen Wettbewerbs sollten Auftraggeber von der Festlegung von nicht gerechtfertigten Eignungskrite- rien Abstand nehmen. Geht es bei- spielsweise um die Errichtung eines Schulgebäudes in einem Dorf, soll-
Im Wettbewerb um öffentliche Aufträge sollen neben großen Unternehmen auch KMUs in den Vergabeverfahren berücksichtigt werden.
  ten keine internationalen Referenzen notwendig sein, um am Vergabever- fahren teilhaben zu können“, betont der Tiroler Landesinnungsmeister
DI Anton Rieder und appelliert an
die Verantwortlichen in den jeweili- gen Gemeinden und Städten: „Der Zugang für KMUs im Rahmen diver- ser Vergabeverfahren sollte immer berücksichtigt werden – nicht zuletzt im Interesse des Auftraggebers, um aus einem breiten Adressatenkreis
den besten Anbieter zu ermitteln.“ Um einen fairen und transparenten Wettbewerb sicherzustellen, müssen die Kriterien so gestaltet werden, dass nicht ausschließlich größere Unterneh- men zum Zug kommen.
Alternative Vergabemodelle
Landesinnungsmeister Anton Rieder sieht zudem in der BIM-Technologie eine Chance, die Vergabeverfahren in Zukunft zu optimieren: „Was in Groß-
britannien oder Skandinavien bereits per Gesetz eingefordert wird, durch- dringt zunehmend auch die österrei- chische Bauwirtschaft. Wir sollten uns auch offen hinsichtlich alternativer Geschäfts- und Abwicklungsmodelle zeigen. Eine Zusammenführung von Verantwortlichkeiten – wie etwa der Zusammenschluss von Planung und Ausführung – kann für einige spe- zifische Projekte von großem Vor-
teil sein.“ Auch der Datenaustausch würde früher stattfinden und es gehen weniger Informationen verloren, die ansonsten oftmals doppelt erfasst wer- den müssen.
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   VERBAND & GEMEINDEN


















































































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