Page 10 - Tirol Kommunal 04 2020
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 POLITISCHE ENTSCHEIDUNGSTRÄGER IN GRENZREGION HABEN GROSSEN WEITBLICK BEWIESEN
IN THIERSEE IST DIE STAATSGRENZE KEIN HINDERNIS
 Was heute längst eine Selbstverständlichkeit ist, war vor mehr
 als 30 Jahren, im Vorzeitalter der Europäischen Union in Österreich,
 eine durchaus schwere Geburt. Für das Gemeinschaftsklärwerk
 der bayerischen Kommune Kiefersfelden und der Tiroler Gemeinde
 Thiersee mussten nämlich zahlreiche Hürden genommen werden.
 Rentiert hat sich die damalige Beharrlichkeit allemal.
 VON PETER LEITNER
Zwei Länder – ein Klärwerk! So lautete das Motto am 19. Juni 1993, als das auf Gemeinde­ grund von Kiefersfelden stehende Gemeinschaftskraftwerk gesegnet und offiziell eröffnet wurde. Die damali­ gen Bürgermeister Johann Paukner aus Thiersee und Sepp Danner aus der bayerischen Nachbargemeinde waren überglücklich, dass es mit dem anfangs durchaus kühnen Vorhaben etwas geworden war. Denn die Hür­ den, die im Zuge der Realisierung zur Seite geräumt werden mussten, waren beachtlich.
Viele Hindernisse beseitigt
„Man muss bedenken: Österreich war damals noch nicht Mitglied der Euro­ päischen Union, die Grenze zwischen Deutschland und Österreich war noch eine solche in ihrer ureigensten
Form“, erinnern sich Thiersees aktu­ eller Bürgermeister Hannes Juffinger und Gemeindeamtsleiter Peter Thaler,
Mit dem gemeinsamen Klärwerk wurde absolutes Neuland betreten. Bei bürokratischem Kleinkrieg war auch mal ein politisches Machtwort nötig.
der damals schon dabei war, zurück. In Bayern galten andere Gesetze als in Tirol, auch steuerlich gab es massive Unterschiede. „Es wurde absolutes
Neuland betreten, das manche Behör­ de so nicht kannte. Gelegentlich war dann auch ein politisches Machtwort nötig, um den entstehenden büro­ kratischen Kleinkrieg zu beenden,
der entstanden war.“ Thaler: „Da
laut österreichischem Steuerrecht im Gegensatz zum deutschen Investi­ tionen in die Abwasserbeseitigung mit dem Vorsteuerabzug begünstigt sind, entstanden unweigerlich finanz­ technische Probleme – vor allem, da unsere Gemeinde auf bayerischem Gebiet erheblich investieren muss­
te. Sehr geholfen hat uns damals der Tiroler Nationalratsabgeordnete
Dr. Sixtus Lanner. Und nachdem schließlich eine Gemeindedelegation im Finanzministerium vorstellig geworden war, konnte diese entschei­ dende Frage schließlich doch zur Zufriedenheit aller geklärt werden.“
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TIROL.KOMMUNAL AUGUST 2020













































































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