Page 36 - Tirol Kommunal 04 2020
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 SPRACHE UND BILDUNG ÖFFNEN DAS TOR ZUR WELT
DIE SUCHE NACH
DER BESTEN BETREUUNG
 Durch die Corona-Krise wurde offensichtlich, welch hohen Stellenwert die
 Kinderbetreuung hat. Der Alltag vieler Eltern wurde während der letzten
 Monate zur Herausforderung. Sie mussten sich neben ihren beruflichen
 Verpflichtungen auch ganztägig um den Nachwuchs kümmern. Denn
 Schulen und Kindergärten hatten geschlossen.
 Doch auch ohne Krise ist die Kinderbetreuung ein wichtiges Thema – gerade bei Familien,
in denen beide Elternteile berufstätig sind. Ihre Zahl wuchs in den letzten Jahren kontinuierlich, womit auch der Bedarf an Kinderbetreuungsplätzen massiv anstieg. Für Gemeinden ist das oft eine große Herausforderung. Wie dies nun am besten gemeistert werden kann, ist im neuen Buch „Wir alle sind Gemeinde“, herausgegeben vom Tiroler Gemeindeverband und der GemNova, anhand vieler prakti­ scher Beispiele nachzulesen.
Sind Kinder da, durchlebt man mit ihnen die unterschiedlichen Ent­ wicklungsphasen, teilt ihre Sorgen und Freuden, macht sich Gedanken, was aus ihnen wird und versucht sie bei allem zu unterstützen. Manche Eltern haben es da leichter als andere.
Es macht aber keinen Unterschied, ob man das Amt des Bürgermeisters bekleidet, Gemeinderat, Facharbeiter, Hotelier, Vater, Mutter, gemeinsam oder alleinerziehend ist. Bei vielen Erziehenden kommt außerdem noch die Schwierigkeit hinzu, Familie und Beruf miteinander zu vereinen.
Können Familien auf Großeltern oder Freunde zurückgreifen, ist das schon eine große Hilfe. Aber auch das hat in einigen Fällen Grenzen. Weitaus schwieriger ist es für Paare oder Alleinerziehende, die aus den unterschiedlichsten Gründen keine Unterstützung von Verwandten oder Bekannten haben.
Unsere Gesellschaft ist bunt
Laut einer von der Arbeiterkammer Tirol 2015 in Auftrag gegebenen Stu­ die, waren 2005 noch bei 36 Prozent
aller Paare mit Kindern unter 15 die Frauen nicht berufstätig. 2015 lag dieser Anteil nur noch bei 27 Prozent. Gleichzeitig stieg die Zahl der Paare, bei denen der Mann Voll­ und die Frau Teilzeit arbeitet, von 38 auf 48 Prozent – Tendenz steigend. Bei den Alleinerziehenden, die in der Regel Frauen sind, liegt die Erwerbstätigen­ quote in Tirol bei 85 Prozent. Aber nicht nur in diesem Punkt hat sich unsere Gesellschaft verändert.
In den größeren Städten wie Inns­ bruck zeigt sich dies auch auf andere Weise. Unsere Gesellschaft ist durch Zuwanderung – gleich ob aus den Tälern, aus anderen Regionen Öster­ reichs oder dem europäischen und nicht­europäischen Ausland – plura­ listisch geworden. Andere Kulturen, Mentalitäten, natürlich auch die Spra­ che und unterschiedliche Blickwinkel
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TIROL.KOMMUNAL AUGUST 2020
















































































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