Page 38 - Tirol Kommunal 04 2020
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 EINE ENORME HERAUSFORDERUNG FÜR WALDBESITZER, FORSTLEUTE UND UNSERE GESELLSCHAFT
DER TIROLER WALD
IM KLIMAWANDEL
 Sommerliche Hitzewellen lassen uns die Auswirkungen des
 Klimawandels auch in Tirol hautnah spüren und der dramatische
 Gletscherschwund ist ein stummer Zeuge. Aktuell liegen die
 Jahrestemperaturen in Tirol schon zwei Grad über dem langjährigen
 Durchschnitt, während es weltweit erst ein Grad ist.
 Neueste Auswertungen zei­ gen, dass die Temperaturen in Österreich im Februar 2020
um unvorstellbare 4,1 Grad über dem Mittel gelegen sind. Tatsache ist, dass die Erwärmung in den Alpen schnel­ ler vor sich geht. Experten gehen für Tirol von bis zu plus vier Grad bis zum Jahre 2100 aus.
Klimawandel in den Wäldern
Nicht nur wir Menschen leiden unter der Hitze und Trockenheit, auch unse­ re Wälder sind davon stark betroffen. Die Erwärmung verändert die Zusam­ mensetzung der Baumarten – Forst­ experten rechnen in Zukunft mit deut­ lich höheren Schäden in Fichten­ und Kiefernwäldern speziell unterhalb 1.000 Meter Seehöhe. Die Erwärmung macht die Bäume zudem anfälliger für Schädlinge und Krankheiten. Durch den „Trockenstress“ findet vor allem der Borkenkäfer reichlich Brut­
material und Ausbreitungsmöglich­ keiten.
Dies wird durch die Zunahme von Stürmen und Schneedruckereignissen noch verstärkt, sodass auch andere Schädlinge wirksam werden kön­ nen. Das Waldbild in den talnahen Lagen wird sich dadurch stark ver­ ändern und damit wird auch die für unser Land so wichtige Schutzfunk­ tion des Waldes gegen Naturgefahren geschwächt. Die Anzeichen dafür sind jetzt schon deutlich sichtbar.
Vielfalt statt Einfalt
Damit der Wald auch in Zukunft seine Funktionen erfüllen kann, muss er sich dem veränderten Klima anpassen können. Den Grundstein dafür legen wir heute, ja müssen
wir schon heute legen. Vielfalt ist hier der Schlüssel! Mischwälder mit vielen verschiedenen Baumarten wie
Buche, Eiche, Tanne, Lärche, Linde sind noch wichtiger als bisher, denn nur durch diese Baumartenmischung wird der Wald vitaler. Nur durch die­ se Vielfalt ist er in der Lage, stress­ bedingte Ausfälle einzelner Arten durchzustehen und dennoch als
Wald wirksam zu bleiben. Der Tiroler Forstdienst hat mit der „Waldtypen­ karte Tirol“ (https://www.tirol.gv.at/ umwelt/wald/schutzwald/waldtypi­ sierung/) schon vor Jahren eine her­ vorragende Grundlage für die maß­ geschneiderte Auswahl der richtigen „klimafitten“ Baumarten geschaffen. Mit der Umsetzung dieser waldbau­ lichen Maßnahmen wäre der Tiroler Wald gerüstet, damit könnte er seine lebensraumschützenden Funktionen weiterhin zur Verfügung stellen. Es liegt in unserem ureigenen Interesse als Land und als Gesellschaft, dass wir die Rahmenbedingungen für eine rasche Umsetzung schaffen.
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TIROL.KOMMUNAL AUGUST 2020














































































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