Page 34 - Tirol Kommunal
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 GEMEINDEN STEHEN INSTRUMENTARIEN GEGEN KLIMAWANDEL ZUR VERFÜGUNG
WENN ES IMMER
HEISSER WIRD
 Die Erderwärmung stellt die Gemeinden vor große
 Herausforderungen. Über vorausschauende Raum-
 und Landschaftsplanung lassen sich Hitzeinseln
 und -staus vermeiden.
 Bäume spenden Schatten, ver­ bessern die Luftqualität und sind ein probates Mittel gegen
Hitze. Über ihre Äste, Nadeln und Blätter transportieren sie Feuchtigkeit an ihre Oberfläche – mit messbarer Wirkung. Ein großer, verzweigter Laubbaum zum Beispiel spendet so viel Kühle wie zehn Haushaltsklima­ anlagen. Bereits in einem Wäldchen kann die Temperatur um bis zu fünf Grad niedriger sein als auf einer ver­ siegelten Fläche in der Umgebung.
Die Erderwärmung wird die Gesell­ schaft in den kommenden Jahr­ zehnten stark beschäftigen. Um den Folgen des Klimawandels entgegen­ zuwirken, stehen Gemeinden einige Instrumentarien etwa in den Berei­ chen Raum­ und Landschaftsplanung zur Verfügung.
Hitze mit Folgen
Im alpinen Raum nimmt die Erd­ erwärmung deutlich rascher zu als im globalen Vergleich. Die Konsequenzen sind längst mess­ und spürbar. Die
Baumgrenze wandert nach oben, vie­ le Tiere und Pflanzen können sich der Veränderung nicht rasch genug anpas­ sen. Starkregen, Überschwemmungen und Murenabgänge nehmen zu.
Mit aktivem Klimaschutz kann jede Gemeinde diese für uns und unser Lebensumfeld bedrohliche Entwick­ lung bremsen. Grundsätzlich geht es darum, bei Verantwortlichen und in der Bevölkerung Sensibilität für das herausfordernde Thema zu schaffen – im urbanen und im ländlichen Raum.
Stadt und Land
Eine der wichtigsten Maßnahmen sei, die Versiegelung der Böden hintan­ zuhalten, betont Monika Gaisbauer, Ingenieurkonsulentin für Landschafts­ planung und ­pflege. Was das Aus­ maß der Oberflächenversiegelung betrifft, sehen sie und ihr Kollege Andreas Lotz, Ingenieurkonsulent für Raumplanung und Raumordnung, wenig Unterschiede zwischen Stadt und Land. Besonders stark zeige sich die Problematik bei Wohnbauten
ohne Tiefgaragen, Gewerbegebieten, Parkplätzen für (Winter­)Sportanla­ gen und in Bezug auf Baudichten.
Den Gemeinden stehen verschiede­ ne raumplanerische Mittel zur Verfü­ gung. So könnten sie verstärkt Grün­ anlagen und ­züge widmen. Wobei
sie darauf achten sollten, dass die Widmung auch umgesetzt wird. „Eine Sonderfläche Park heißt noch nicht, dass diese vom Besitzer auch als sol­ che gestaltet wird“, betont Lotz.
Anreize schaffen
Mittels privatrechtlicher Verträge
oder entsprechender Auflagen beim Bauverfahren lässt sich hier lenkend eingreifen. Über die Bebauungsdich­ te kann die Gemeinde den Grad der Versiegelung beeinflussen, indem sie zum Beispiel festlegt, dass nicht mehr als 50 Prozent des Grundstücks zu bebauen bzw. zu asphaltieren sind und der Rest frei bleiben muss.
Wo eine Versiegelung unumgäng­ lich ist, sollten Kompensationsmaß­ nahmen – wie etwa intensive Begrü­
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TIROL.KOMMUNAL JUNI 2020










































































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