Page 6 - Tirol Kommunal 05-2020
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 SACHPOLITIK STAND IN MEHR ALS DREI JAHRZEHNTEN STEST VOR DER PARTEIPOLITIK
„ALS KOMMUNALPOLITIKER HAT MAN DIE BESTE BODENHAFTUNG“
 Seit April 1986 Bürgermeister der Gemeinde Sölden, seit
 Juni 2009 Präsident des Tiroler Gemeindeverbandes – Ernst
 Schöpf hat kommunalpolitische Erfahrung wie kaum ein anderer
 im Land Tirol. Am 13. September des Jahres feierte er seinen
 60. Geburstag. Für tirol.kommunal Grund genug, um den
 redegewandten Ötztaler zu porträtieren...
 VON PETER LEITNER
Jung und unbekümmert! So star- tete Ernst Schöpf einst in sein politisches Leben. „Franz Santer – wer sonst“ lautete im März 1986 der Wahlslogan des damals amtie- renden Bürgermeisters der Touris- musgemeinde Sölden. Mit durchaus spitzbübischem Grinsen erinnert sich Schöpf an die damalige Zeit zurück: „Es waren halt gerade Wahlen. Und ich und eine Gruppe junger Leute meinten sehr spontan, es wäre an der Zeit, dass die nächste Generation in die Übernahme von politischer Ver- antwortung hineinwächst.“
„Mitdenken – mitreden – mitver- antworten“ lautete dann auch das Motto der neuen Wahlgruppierung, die in insgesamt drei noch auf Matri- zen hergestellten Aussendungen kei- nesfalls revolutionär zu Werke ging.
„Mit zwei Mandaten rechneten wir. Geworden sind es dann vier – und wir waren bei der Kandidatur von tra- ditionell vielen Gruppierungen plötz- lich die stimmenstärkste Fraktion. Das verblüffte uns denn doch einiger- maßen“, erzählt Schöpf.
Spannende Entscheidung
Das Vorschlagsrecht für das Bürger- meisteramt (dessen Direktwahl wurde erst sechs Jahre später eingeführt) blieb aufgrund von vor dem Urnen- gang getroffenen Listenkoppelungen aber bei 700 zu 699 (!) Stimmen bei Santer. Damit war eigentlich klar, dass er eine weitere Periode regieren wird. Doch es sollte völlig anders kommen.
Schöpf: „Eine heute noch legen- däre Nacht in Obergurgl brachte die
Wende. Ein dortiger Hotelier kündig- te sozusagen die Koppelung auf und ging mit uns eine Wahlgemeinschaft ein.“ Was Schöpf per 1. April 1986 mit 25 Jahren zum damals jüngsten Bürgermeister Österreichs machte, was zahlreichen heimischen Medien eine Schlagzeile wert war.
Gutes Rüstzeug mit dabei
So politisch unerfahren er auch noch war – Schöpf brachte nebst einem außergewöhnlichen rhetori- schen Talent ein gutes Rüstzeug mit ins Amt. Sein Betriebswirtschaftsstu- dium hatte er mit der Diplomarbeit zum Thema „Touristisches Marketing am Beispiel des Fremdenverkehrsver- bandes Innerötztal“ abgeschlossen, wollte eigentlich weiter studieren, um irgendwann an der Österreich Wer- bung anzudocken. „Das Bürgermeis-
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TIROL.KOMMUNAL OKTOBER 2020















































































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