Page 8 - Tirol Kommunal 05-2020
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  Nebst eigenem Geschick und vol- len Kassen kam Schöpf 1986 auch zu Gute, dass er von Beginn an die Mit- arbeiter in der Gemeinde hinter sich wusste, denn: „Ohne funktionierende Mannschaft im Hintergrund stehst du als Bürgermeister schnell auf verlore- nem Posten.“
Fünfmal im Amt bestätigt
1986 zum Bürgermeister gewählt wurde Schöpf, der von 1994 bis 2003 auch zwei Perioden im Tiroler Land- tag vertreten war, bei den folgenden Direktwahlen seither fünfmal in sei- nem Amt bestätigt. In mehr als drei Jahrzehnten konnte er also kommu-
Die Gemeindepolitik hat sich über die Jahrzehnte massiv verändert. Das gesetztliche Regelwerk ist unglaublich vielfältig geworden. Dorfkaisertum kann es heute keines mehr geben.
nalpolitische Erfahrungen im großen Stil sammeln. „Das Amt des Bürger- meisters und die Gemeindepolitik an sich haben sich in dieser Zeit massiv verändert. Die Verwaltungskunst
hat etwa lichte Höhen erreicht, das gesetzliche Regelwerk ist unglaub- lich vielfältig geworden. Das früher oft zitierte Dorfkaisertum ist heute schlichtweg nicht mehr möglich“, ist Schöpf überzeugt. Ist es aber über- haupt noch möglich, ein Bürgermeis- teramt ohne juristisches Hintergrund- wissen auszuüben? Das sieht Schöpf zweischneidig: „Einerseits kann ein
Ernst Schöpf als Präsident des Tiroler Gemeindeverbandes und Helmut Mödlhammer als Präsident des Österreichischen Gemeindebundes arbeiteten jahrelang eng zusammen – am Bild bei der Eh- renringverleihung an Mödlhammer am Gemeindetag 2017 in Alpbach.
     gewisses juristisches Rüstzeug nicht schaden. Andererseits kann genau dieses potenzielle Kandidaten auch davon abhalten, das Amt überhaupt anzustreben, da sie besser als andere wissen, auf was sie sich da eigentlich einlassen.“
Für Landesregierung gehandelt
Nebst seinen bereits erwähnten Jahren im Tiroler Landtag wurde Schöpf auch immer wieder für ein Regierungsamt gehandelt. Gekommen ist es dazu nie. „Nach den Wahlen 1992 gab es im Vorfeld der danach terminierten Landtagswahlen Gesprä- che. Ich stand damals aber aus voller Überzeugung zu meinem Wort, das ich den Einwohnern von Sölden gegeben hatte, und bin Bürgermeister geblieben. Überlegungen gab es auch noch einmal im Jahr 2000. Aber die Karrieremathematik hat mich nie zu einem Regierungsamt auf Landesebe- ne getrieben“, erklärt Schöpf.
Jede Menge Spaß bereitet Schöpf laut eigenem Bekunden nach wie
vor seine Tätigkeit als Präsident des Tiroler Gemeindeverbands oder, wie er es zu formulieren pflegt, Klassen- sprecher der Tiroler Gemeinden: „Es ist dies eine hochspannende Tätigkeit in einem Bereich, den ich jahrelang trainieren konnte. Als Kommunalpoli- tiker hat man nun einmal am meisten Bodenhaftung.“
Schöpf wurde auch als Nachfolger vom Langzeitpräsidenten des Öster- reichischen Gemeindebundes, Helmut Mödlhammer, gehandelt: „Es hätte mich durchaus gereizt. Aber es wäre nicht zuletzt durch die exponierte Lage von Sölden zu viel des Guten gewesen. Und wer eine Aufgabe übernimmt, sollte diese auch solide erledigen.“
Als Präsident des Tiroler Verbandes hat er hingegen auch der „eigenen“ ÖVP (Stichwort Agrargemeinschaften) schon gehörig die Zähne gezeigt. Für Schöpf eine Notwendigkeit, denn: „Der Gemeindeverband ist keine Vor- feldorganisation der Volkspartei.“
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TIROL.KOMMUNAL OKTOBER 2020



















































































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