Page 12 - Tirol Kommunal 04 2019
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  UNAUSGEWOGENE VERTRAGSBEDINGUNGEN UND EIGNUNGSKRITERIEN VERHINDERN DEN ZUGANG FÜR VIELE KMU
TIROLER BAUINNUNG FORDERT
KMU-FREUNDLICHE VERGABE
Im Wettbewerb um öffentliche Aufträge sollen neben großen Unternehmen auch kleine und mittlere
 Bauunternehmen (KMU) in den Vergabeverfahren berücksichtigt werden.
  Nicht das Gesetz, sondern die operative Umsetzung bei öffentlichen Ausschreibungen
legt kleinen und mittleren Betrieben Stolpersteine in den Weg. „Als Säule der Tiroler Wirtschaft sind KMU ein entscheidender Faktor. Öffentliche Aufträge für die regionale Wirtschaft machen einfach Sinn – von der Wert­ schöpfung bis hin zu den Arbeitsplät­ zen“, betont Landesinnungsmeister DI Anton Rieder. Da das Vergaberecht extrem komplex ist, werden vor allem seitens der Gemeinden Möglichkei­ ten nicht ausreichend ausgeschöpft. Das führt dazu, dass manchmal Billigst­ statt Bestbieter beauftragt werden und damit regionale Betriebe nicht zum Zug kommen. Um die­
sen Prozess entgegenzuwirken, wird aktuell eine kompakte Vergabefibel als praxisorientierter Wegweiser für KMU­freundliche Eignungs­ und Auswahlkriterien im Auftrag von der Bundesinnung Bau ausgearbeitet.
Sie soll Auftraggebern wesentliche Anhaltspunkte und Empfehlungen bieten, um kleine und mittlere Unter­ nehmen sowie Unternehmen im Bau­ nebengewerbe bei der Ausschreibung von Bauleistungen verstärkt mit ins Spiel zu bringen.
Regional vergeben –
die Region beleben
Die Gemeinde trägt als Bauherr die Verantwortung für die Gestaltung ihrer Projekte und kann die jeweilige Vergabemethode – auch zugunsten
von KMU – bestimmen. Selbst wenn man Berater mit der Abwicklung
der formalen Vorschriften betraut, kann man Vorgaben, wie etwa eine besondere Berücksichtigung der regionalen Betriebe, bei öffentlichen Ausschreibungen im Rahmen der ge­ setzlichen Möglichkeiten festlegen. Auftraggeber sollten sich vor der Einleitung eines Vergabeverfahrens bewusst werden, welchen Bieter­ markt sie ansprechen können. Die Vergabefibel wird ein Musterformu­ lar für eine Markterkundung bereit­ stellen, die beispielsweise über die Wirtschaftskammer durchgeführt werden kann. In der Fibel werden zudem die negativen Auswirkungen zu hoch angesetzter Auswahl­ und Eignungskriterien künftig über­ sichtlich dargestellt und mit einem farblich gestalteten Ampelsystem erläutert. Damit auch KMU teilneh­ men können, ist grundsätzlich an
Bestbieter auszuschreiben und in Losen zu vergeben. Die Auftraggeber sollten nach Möglichkeit mehr als drei Bewerber zur Angebotslegung einladen. „Die Landesinnung Bau setzt sich auch künftig für eine KMU­freundliche Vergabe ein und
ist der richtige Ansprechpartner für Auftraggeber, die bei der Vergabe stärker auf KMU und regionale Be­ triebe Rücksicht nehmen möchten“, so Landesinnungsmeister DI Anton Rieder.
Der Zugang für KMU im Rahmen diverser Vergabeverfahren sollte immer berücksichtigt werden – nicht zuletzt im Interesse des Auftraggebers, um aus einem breiten Adressatenkreis den besten Anbieter zu ermitteln.
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TIROL.KOMMUNAL AUGUST 2019
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