Tirol_kommunal_01_2017_WEB - page 7

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s war im Jahr 2008, als auch in
der Außerferner Gemeinde Brei-
tenwang die Problematik um die
Gemeindegutsagrargemeinschaften zu
einem Thema wurde. „Es gab damals
durchaus verschiedene Meinungen
und auch Irritationen“, erinnert sich
Bgm. Hanspeter Wagner. Die Breiten-
wanger waren aber von Anfang an
bemüht, das Thema möglichst flach
zu halten.
„Trotz unverrückbarer Meinungen
einiger weniger Hardliner und rechts-
kundiger Einsager war die Position
der Gemeinde klar, dass wir auf eine
gesetzliche Lösung warten und uns
nicht im Vorhinein in nervenaufrei-
benden Grabenkämpfen verzetteln“,
sagt der Bürgermeister. Und führt
weiter aus: „Es war bei uns schnell
klar, dass die Agrargemeinschaft aus
Gemeindegut hervorgegangen war.
Seitens der Kommune mussten wir
dann beruhigend wirken, um etwaige
Eskalationen frühzeitig zu vermei-
den.“ Ehe die Agrargemeinschaftsthe-
matik in Breitenwang aktuell wurde,
hatte die Gemeinde so gut wie keinen
Besitz. Musste demzufolge bei jedem
Bauvorhaben als Bittsteller auftreten.
Unter anderem galt das auch für das
Einsatzzentrum am Ortseingang der
Außerferner Gemeinde.
Wagner stellt allerdings klar, dass
„wir mit der Agrargemeinschaft immer
ein sehr gutes Gesprächsklima hat-
ten. Dieses wollten wir auch im Zuge
der aufflammenden Diskussionen um
die Rechtmäßigkeit des jeweiligen
Grundbesitzes nicht gefährden. Viel-
mehr waren wir bis zum Vorliegen
einer gesetzlichen Regelung bestrebt,
intern Lösungsansätze zu erarbeiten.”
Breitenwang, als Standortgemeinde
der international agierenden Plansee
Group, zählt zu den finanzstärkeren
Gemeinden Tirols. Aber auch die
Agrargemeinschaft konnte durchaus
auch auf attraktive Besitztümer ver-
weisen. Dazu zählten neben dem
gesamten Waldbesitz zwei Camping-
plätze, das Hotel Forelle am Plansee
und eine gut bewirtschaftete Alm.
Wobei es am Plansee durchaus zu Pro-
blemen kam. Die Agrargemeinschaft
weigerte sich dort nämlich hartnäckig,
den dringend notwendigen Hochwas-
serschutz mitzufinanzieren.
Nachdem im Breitenwang kurz-
zeitig die Gründung einer eigenen
Gesellschaft mit je 50-prozentiger
Beteiligung von Gemeinde und Agrar-
gemeinschaft angedacht war, wurde
dieses Vorhaben im Juli 2014 obsolet.
Im Beisein von Bernhard Walser von
der Agrarabteilung des Landes, Agrar-
ausschuss und Gemeindevorstand
wurde nämlich die laut Gesetzgebung
notwendige Übergabe abgewickelt.
Wagner: „Die nunmehr geltende
Regelung wurde von Agrarausschuss
vollinhaltlich akzeptiert. Die Substanz-
verwaltung ist damit auf die Gemeinde
übergegangen. Wobei die Kommune
aus den mittlerweile vorhandenen Mit-
teln selbst bisher nichts lukriert hat.“
Im Sinne einer gedeihlichen Entwick-
lung wurden freilich viele Investitio-
nen getätigt, um die früher der Agrar-
gemeinschaft zugeordneten Betriebe
deutlich aufzuwerten.
Der bereits erwähnte Hochwasser-
schutz wurde inzwischen um 340.000
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Die an uns
übertragenen
Gelder der
Agrargemeinschaft
wurden von der
Gemeinde reinvestiert.
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„Mit den Agrarfunktionären gab es jederzeit faire
Gespräche. Nach der Novelle des Flurverfassungs-
gesetzes wurden die neuen Regeln vollinhaltlich
akzeptiert. Das half wesentlich, dass in unserem
Dorf der Frieden erhalten blieb“, sagt Bürgermeis-
ter Hanspeter Wagner.
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VERBAND & RECHT
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