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reitet zu sein. Was noch dazukommt
ist die Tatsache, dass die Zahl der
Studienabsolventen rückläufig ist. Im
Jahr 2000 hatten wir etwa noch 1381
Personen, die das Medizinstudium
österreichweit abgeschlossen haben.
2011 waren es noch 1198, 2012 nur
noch 1007. Im Studienjahr 2013/2014
waren es 1225 Absolventen. Aber nur
883 davon waren Inländer. Dass die
meisten Ausländer, vor allem jene
aus Deutschland, nach dem Studium
in Österreich unserem Land wieder
den Rücken kehren, ist auch bekannt.
Somit gehen uns diese Mediziner lei-
der wieder verloren. Hier muss ganz
klar gesagt werden, dass die gelten-
den Zugangsbeschränkungen an den
Universitäten durchaus ein Problem
darstellen. Auch diesbezüglich gilt es,
zukunftsorientierte Lösungsansätze
zu erarbeiten. Das Bestreben muss es
sein, die Studienplätze für potenziel-
le Absolventen, die nachher im Land
bleiben, nach oben zu revidieren.“
Katzgraber weist auf einen weiteren
Punkt hin, warum ausgebildete Medi-
ziner oft damit zögern, eine Landarzt-
praxis zu übernehmen: „Im Gegensatz
zu einem Arzt in einem Krankenhaus
hat er auch ein unternehmerisches
Risiko zu tragen. Dazu ist nicht jeder
bereit. Ganz abgesehen vom Zeitauf-
wand, den ein Arzt auf dem Land
mitunter zu bewältigen hat.“
Einen entscheidenden Faktor auf
dem Land stellen auch die zahlrei-
chen Wahlarztpraxen dar. Katzgraber:
„Dieses Modell ist vor allem in Touris-
musgebieten sehr popuär, zumal die
Betreiber unabhängig vom Tarifsystem
der Krankenkassen arbeiten können.“
Nach wie vor latent vorhanden ist
in Tirol das Sprengelarzt-Problem.
In 279 Gemeinden gibt es aktuell 75
Sanitätssprengel (inklusive Doppel-
sprengel). Davon sind 44 Sprengel
öffentlichrechtlich besetzt, 31 hinge-
gen privatrechtlich. Teilweise wird
allerding nur noch die Tätigkeit der
Totenbeschau ausgeführt, während
andere Aufgabenbereiche auf der Stre-
cke bleiben. Besonders ausgeprägte
Schwierigkeiten hinsichtlich Sprenge-
lärzten existieren im Bezirk Kitzbühel.
Katzgraber: „Wir arbeiten mit Hoch-
druck daran, Lösungen zu finden.
Im Sinne der Gemeinden müssen wir
Anpassungen im Sanitätsdienstgesetz
finden, um eine Attraktivitätssteige-
rung herbeizuführen. Gleichzeitig soll-
ten wir bestrebt sein, noch bestehende
bürokratische Hürden abzubauen und
eine systemfreundliche Gestaltung zu
erreichen.“
Vor allem auch der sogenannten Gesprächs-Medzin kommt immer größere Bedeutung zu. Dazu zählt unter
anderem eingehende Unterhaltung mit den Angehörigen von Kranken. Auch diese ärztliche Tätigkeit ist
mit einem erhöhten zeitlichen Aufwand verbunden.
Auch in Tirol ist die
Ärzteschaft in den vergan-
genen Jahren zusehends
weiblich geworden.
Ausländer kehren nach
absolviertem Studium
unserem Land zumeist
den Rücken und gehen als
Arbeitskraft verloren.
DR. MED. UNIV. FRANZ KATZGRABER
Landessanitätsdirektor
Bozner Platz 6, 6020 Innsbruck
Tel. +43 512 508 2840
/
lds-sanitaetsdirektion/
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