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VOR ALLEM LANDARZTPRAXEN SIND NICHT MEHR WIRKLICH ATTRAKTIV
IN TIROL DROHT
ÄRTZEMANGEL
V
or einigen Jahrzehnten war
der Landarzt noch einer der
höchst angesehenen Beru-
fe und übte somit auf ausgebildete
Mediziner einen entsprechenden Reiz
aus. Das Berufsbild von damals ist
mit dem heutigen freilich nicht mehr
vergleichbar, wie auch Landessanitäts-
direktor Dr. Franz Katzgraber bestä-
tigt. „Arbeitszeitgesetz, eine nahende
Pensionierungswelle und auch die
Tatsache, dass die Ärzteschaft zuneh-
mender weiblich wird und somit
auch familiäre Verpflichtungen in den
Vordergrund rücken, was wiederum
zu vielen Teilzeitkräften führt, wirken
sich stark auf die Tätigkeit der Medi-
ziner aus. Natürlich spielt auch die
so genannte Worklife-Balance eine
immer größere Rolle. Die Menschen
wollen heute auch die entsprechen-
den Freiräume für Freizeit haben.
Fixe Ordinationszeiten und noch dazu
ständige Bereitschaftsdienste stehen
diesem Ansinnen natürlich diametral
entgegen“, erklärt Katzgraber. Nichts-
destotrotz ist Tirol, was die absoluten
Zahlen angeht, hinsichtlich medizini-
scher Versorgung immer noch gut auf-
gestellt. Im vergangenen Jahr konnten
etwa von 30 ausgeschriebenen Kassen-
arztstellen 27 wieder besetzt werden.
Das entspricht nicht weniger als 98,4
Prozent! „Nur“ in Kirchberg blieb eine
Hausarztstelle unbesetzt.
Im heurigen Jahr sind derzeit
laut Katzgraber elf Stellen für Allge-
meinmedizin und 13 Facharztstellen
ausgeschrieben. „Wir sind sehr opti-
mistisch, dass wir auch diese wieder
nachbesetzen können.“
Gibt es somit den gerade medial
sehr oft verlautbarten Ärztemangel in
den ländlichen Regionen gar nicht?
Dazu Katzgraber: „Sicher aktuell nicht
in dem Ausmaß, wie es mitunter
dargestellt wird. Aber wir müssen mit
Blick auf die Zukunft schon wachsam
sein. Unter anderem steht uns eine
Pensionierungswelle bevor, mit der
sich zahlreiche angesehene Mediz-
ner in den wohlverdienten Ruhestand
zurückziehen. Darauf gilt es vorbe-
Das Berufsbild des Arztes hat sich in den vergangenen Jahren
wesentlich verändert. Das geltende Arbeitszeitgesetz und eine
nahende Pensionierungswelle könnten in absehbarer Zeit für
einen gehörigen Mangel an medizinischem Personal sorgen.
VON PETER LEITNER
Unter anderem steht uns
eine Pensionierungswelle
bevor, mit der sich
zahlreiche angesehene
Mediziner in den
wohlverdienten Ruhestand
zurückziehen. Darauf gilt
es vorbereitet zu sein.
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