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VERGLEICHWEISE NIEDRIGER BILDUNGSGRAD IST GROSSE HERAUSFORDERUNG
INTEGRATION MUSS
GELEBT WERDEN
A
uf Einladung des TBI-Grill-
hof und des Katholischen
Bildungswerks Tirol nützten
unlängst 30 Teilnehmer die Chance für
eine inhaltliche Auseinandersetzung
mit dem Thema der Integration von
Flüchtlingen. Nach den Grußworten
von Landesrätin Christine Baur refe-
rierte Gudrun Biffl, Professorin an der
Donau-Universität Krems, über Chan-
cen und Herausforderungen für eine
bildungspolitische, sozialpolitische
und arbeitsmarktpolitische Integra-
tion von Flüchtlingen in Österreich.
Der hohe Anteil von Flüchtlingen
im erwerbsfähigen Alter bietet eine
große Chance für eine rasche Erwerb-
sintegration, so Biffl. Das Ausmaß
der Integration und die Geschwin-
digkeit hängen aber davon ab, wie
gut ihre Qualifikationen in den öster-
reichischen Arbeitsmarkt passen.
Frau Biffl verdeutlichte die Aussagen
mit einem sehr guten Vergleich zu
den Wirtschaftsdaten in der EU und
stellte einen interessanten Vergleich
der Arbeitsmarktentwicklung zur
EU her. Trotz einiger Bemühungen
in der Arbeitsmarktpolitik ortete sie
einige Strukturprobleme, denen sich
die österreichische Politik über Jahre
nicht gestellt hat. Eine große Heraus-
forderung sieht sie im vergleichswei-
se hohen Anteil der Menschen mit
einfachen Qualifikationen und im
Bildungsgrad. Laut einer PIACC-Studie
können rund 10% der österreichischen
Bevölkerung kaum sinnverstehend
lesen und haben Mängel in Mathema-
tik. Hinzu kommen noch Menschen
mit Migrationshintergund, die als
Flüchtlinge nach Österreich kamen.
Laut Biffl muss das Erst- und Weiter-
bildungssystem in der Lage sein, den
zusätzlichen Ansprüchen, die mit
einer heterogenen und zum Teil trau-
matisierten Kinder- und Jugendbevöl-
kerung verbunden ist, gerecht werden.
Sehr gute Beispiele im Bildungssystem
gibt es in den Nordländern. Auch im
Bereich der Gesundheit und Soziales
müssen noch vermehrte Anstrengun-
gen erfolgen. „Flüchtlinge sind/waren
besonderen Gesundheitsrisiken aus-
gesetzt und zwar körperlichen ebenso
wie psychischen, im Herkunftsland
und auf der Flucht. Zudem kommt
hinzu, dass sie in Österreich soziale
und materielle Ausgrenzung erfahren
und der unsichere aufenthaltsrechtli-
che Status eine Belastung darstellt“, so
Biffl. Helmuth Schöpf von den Tiroler
Sozialen Diensten gab einen Überblick
der Flüchtlingssituation in Tirol und
zeigte an konkreten Beispielen auf,
wie Integration in den Themenfeldern
Es gibt in Österreich genügende Beispiele für eine funktionierende
Integration von Flüchtlingen in den Alltag. Der hohe Anteil von
Asylwerbern im erwerbsfähigen Alter wäre auch eine große Chance
für eine rasche Erwerbsintegration.
VON FRANZ JENEWEIN
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TIROL.KOMMUNAL AUG 2017
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