TKOM_Produktionsvorlage_04_2018_WEB - page 28

HOCHWASSEREREIGNISSE IN TIROL MÜSSEN GANZHEITLICH GESEHEN WERDEN
PROFESSIONELLE PLANLEISTUNGEN
FÜR HOCHWASSERSCHUTZ
D
ie Hochwasserereignisse in den
letzten Jahren in Tirol haben
gezeigt, dass diese immer
ganzheitlich gesehen werden müssen
– auch was die Schutzmaßnahmen
anbelangt. Sonst kommt es zu Verla-
gerungen der Problematik. Es gilt also,
einen effizienten Hochwasserschutz
zu entwickeln und umzusetzen, der
allen zugute kommt.
ZiviltechnikerInnen sind in die Pro-
blemanalyse, die verschiedenen Pla-
nungsphasen und die Errichtung von
ökologisch nachhaltigen Hochwasser-
schutzprojekten eingebunden.
„Alle Maßnahmen, die in Tirol
gegen Überschwemmungen gesetzt
werden, müssen ineinandergreifen“,
unterstreicht Martin Seidner, Ingeni-
eurkonsulent für Bauingenieurwesen.
Eine wichtige Rolle spielen Ingenieur-
konsulentInnen für Wasserbau und
Umwelt mit Spezialgebiet Hochwas-
serschutz. Sie berechnen mit Unter-
stützung von Computermodellen die
Auswirkungen möglicher Hochwasser­
ereignisse und ermitteln so die opti-
malen Schutzmaßnahmen.
Von der Simulation lernen
Die Basis für deren Planung bilden
Kenntnisse über das Abflussverhalten
der Fließgewässer. Ingenieurkonsulen-
tInnen im Bereich Hochwasserschutz
können dieses Verhalten mit Simu-
lationen von Hochwasserereignis-
sen bestimmen. Grundlagen für das
modellunterstützte „Durchspielen“
sind Geländedaten sowie Kenntnisse
über die Gerinnegeometrie und die
Beschaffenheit der Gerinnesohle.
Zusätzlich spielen hydrologische
Daten eine zentrale Rolle. Erst damit
lassen sich die Modellzuflüsse für die
Berechnungen definieren, wobei die
Zuflüsse durch ihren Spitzenabfluss
deklariert werden.
Je nach statistischer Eintrittswahr-
scheinlichkeit des Abflusses spricht
man dann von einem 30-, einem 100-
oder einem 300-jährlichen Ereignis.
„Für die Definition eines 300-jähr­
lichen Abflussereignisses verwenden
wir statistische Methoden“, so Seidner.
Die Datenerhebungen führen Inge-
nieurkonsulenten durch. Zusätzlich
gibt es Kooperationen mit den Abtei-
lungen Geoinformation und Wasser-
wirtschaft des Landes Tirol, die beste-
hende Daten zur Verfügung stellen.
Oft sind Zusatzerhebungen notwen-
dig. Experten dafür sind Ingenieurkon-
sulentInnen für Geologie, Wasserbau
und Biologie.
Schleppspannung berücksichtigen
Als besonders wichtig gilt das
Geschiebe: Jedes Gewässer führt Fest-
stoffe wie Holz, Sand oder Steine mit,
entsprechend ist die Grundzusammen-
setzung des Materials und das Fließ-
verhalten des Gewässers zu charakte-
risieren. „Die Schleppspannung, die
Kraft des Wassers, etwas mitzuschlep-
pen, kann am Modell erhoben wer-
den“, erläutert Seidner.
Damit ist eine kostengünstige und
effektive Möglichkeit gegeben, dem
Problem Hochwasser beizukommen.
„Wir können verschiedene Varianten –
von Verbauung über Rückhaltebecken
Hochwasserschutz braucht eine umfassende Betrachtung: Maßnahmen
müssen aufeinander abgestimmt, professionell und naturnah
ausgeführt werden. Bei allen Schritten ist die Kompetenz von
IngenieurkonsulentInnen gefragt.
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TIROL.KOMMUNAL AUG 2018
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